Am 9. November 2023 verlieh die Deutsche Gesellschaft e. V. ihren Preis für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung an Vitali Klitschko, Bürgermeister der Stadt Kiew.
Seit seinem Rückzug vom Boxsport ist Vitali Klitschko als Politiker in der Ukraine tätig. Er war im Herbst 2004 Unterstützer der Orangenen Revolution und spielte Anfang 2014 eine wichtige Rolle bei den Euromaidan-Protesten. Im Mai 2014 wurde Klitschko zum Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew gewählt. In Anerkennung seines Engagements für die Demokratiebewegung in der Ukraine und seines Eintretens für eine friedliche Zukunft der Ukraine in einem demokratischen Europa erhielt er den diesjährigen Preis der Deutschen Gesellschaft e. V. für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung. Sein unermüdlicher Einsatz ermutige andere, für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit einzustehen, so die Begründung. Zugleich setzte die Deutsche Gesellschaft e. V. mit der Preisverleihung ein Zeichen der Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern. Ihr Kampf für die Freiheit ihres Landes und für die Werte der Demokratie sollte mit dem Preis in besonderer Weise gewürdigt werden.
„Europa und die freie demokratische Welt blicken in dieser Zeit mit größtem Respekt und Anerkennung auf die Ukraine, auf die Hauptstadt Kyiv und ihren Bürgermeister“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher in seiner Laudatio. „Als Vorkämpfer und Vorbild macht Vitali Klitschko den Menschen in der Ukraine, in Deutschland, in ganz Europa Mut, für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit in einem gemeinsamen Europa einzustehen. Dafür erhält er heute den Preis der Deutschen Gesellschaft e. V. und steht in einer Reihe mit großen Europäerinnen und Europäern wie Jean-Claude Juncker, Angela Merkel oder Richard von Weizsäcker. Ich gratuliere ihm sehr herzlich zu dieser Auszeichnung und wünsche ihm für seine Arbeit weiterhin alles Gute, viel Kraft und Erfolg.“
In seiner Erwiderung dankte Vitali Klitschko für die Auszeichnung, die er als Ausdruck der „Solidarität mit den Menschen in der Ukraine“ betrachte. Sie würden seit mehr als zwanzig Monaten „mutig die russische Invasion abwehren“. Um „den Preis unvorstellbaren Leids“ verteidige die Ukraine ihre Unabhängigkeit, die territoriale Integrität des ukrainischen Staates und das „Recht auf einen demokratischen Entwicklungsweg.“ Im Fadenkreuz des Kreml stehe zugleich das europäische Sicherheitssystem. Deshalb brauche es auch weiterhin „gemeinsame Anstrengungen der Ukraine und ihrer Verbündeten und Partner“. „Jeder ‚Kompromiss‘ mit Russland auf Kosten der Interessen der Ukraine, jedes ‚Einfrieren‘ des Konflikts und die Lockerung der Sanktionen gegen Russland“ würde „Putin eine Pause verschaffen, die er braucht, ums seine Aggression gegen die Ukraine und dann gegen die NATO- und EU-Länder fortzusetzen.“ Die Ukraine sei dem deutschen Volk und der deutschen Regierung für die Hilfe sehr dankbar. „Es ist sehr wichtig, dass diese Hilfe nachhaltig fortgesetzt wird.“ „Gemeinsam müssen wir die russische Kriegsmaschinerie stoppen, die zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat, so Klitschko.
Niels Annen, parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft e. V., dankte dem Preisträger für sein großes Engagement. „Vitali Klitschkos langjähriger und unermüdlicher Einsatz für eine freie, demokratische und europäische Ukraine hat einen großen Unterschied für sein Land gemacht. Standfest ist er für seine politischen Überzeugungen eingetreten und hat Brücken der Freundschaft nach Europa gebaut. Es verdient größten Respekt, mit welcher Kraft er sich als Bürgermeister von Kiew gerade im Angesicht des russischen Angriffskrieges für seine Mitmenschen einsetzt. Das macht ihn zu einem bestens bekannten Gesicht des ukrainischen Freiheitskampfes und einem Vorbild für die demokratische Welt.“
Auch Sabine Bergmann-Pohl, Co-Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft e. V, betonte in ihrer Rede die großen Verdienste Vitali Klitschkos im Freiheitskampf der Ukraine. „Wir stehen an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer, die nicht nur für die Freiheit ihres Landes kämpfen, sondern auch für den Erhalt der Ordnung in Europa“, so Bergmann-Pohl. Die Ukraine nehme „nicht nur ihr Recht auf Selbstverteidigung“ wahr, so Bergmann-Pohl weiter, sondern verteidige „auch das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit, auf dem die internationalen Beziehungen basieren. Russlands hat in seinem Angriffskrieg versucht, die Geltungskraft des Rechts durch das Recht des Stärkeren zu ersetzen. Doch das Recht des Stärkeren zu akzeptieren, würde bedeuten, die europäische Ordnung und die Prinzipien von Souveränität, Freiheit und Demokratie infrage zu stellen. Europa ist somit in doppelter Weise herausgefordert: zum einen von dem russischen Angriff auf die Prinzipien und Werte, die Europa ausmachen, und zum anderen in seiner Solidarität mit der Ukraine. Europa und der gesamte Westen muss an der finanziellen, militärischen und humanitären Unterstützung der Ukraine festhalten und darf sich nicht entzweien lassen: Ein Auseinanderdriften würde nur dem Aggressor Russland nützen – und letztlich allen Staaten Europas schaden“, so Bergmann-Pohl.
Der Preis der Deutschen Gesellschaft e. V. wird seit 2005 verliehen. Die Preisverleihung findet traditionell im Rahmen einer Feierstunde am 9. November in Berlin statt. Preisträgerinnen und Preisträger waren u. a. Angela Merkel, Armin Mueller-Stahl und Richard von Weizsäcker.
09.11.2023