Am 9. November 2022 verlieh die Deutsche Gesellschaft e. V. ihren Preis für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung an Janusz Reiter.
Janusz Reiter engagierte sich in den 1980er Jahren in der polnischen Oppositionsbewegung, die ganz entscheidend zum Ende des Kalten Kriegs beigetragen hat. Er war von 1990 bis 1995 polnischer Botschafter in der Bundesrepublik. In dieser Zeit prägte er maßgeblich die deutsch-polnischen Beziehungen nach der Wiedervereinigung. Als Polens Botschafter in den USA setzte er sich von 2005 bis 2007 für die Stärkung der transatlantischen Beziehungen ein.
In seiner Laudatio erinnerte Anton Hofreiter, Vorsitzender des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union, an wichtige historische Weichenstellungen, an denen Janusz Reiter in seiner Amtszeit beteiligt war wie den deutsch-polnischen Grenzvertrag von 1990 oder die europäische Integration Polens. Er würdigte Reiter als einen „Vordenker für Demokratie und Freiheit“. „Als exzellenter Kenner der deutschen politischen Landschaft hat sich Janusz Reiter immer wieder kritisch und gewinnbringend in die hiesige Debatte eingemischt“, so Hofreiter. „Schon vor Jahren warnte er vor der Bedrohung durch Russland für den Frieden in Europa. Selbstkritisch müssen wir feststellen, zu wenig auf ihn gehört zu haben." Gerade „in schwierigen Zeiten wie diesen müssen Deutschland und Polen wieder enger zusammenarbeiten und gemeinsam im Sinne der europäischen Interessen handeln“, betonte Hofreiter. „Wenn wir unsere eigenstaatlichen Interessen gegeneinander ausspielen, verlieren wir am Ende alle.“
In seiner Erwiderung warf Reiter einen sehr persönlichen Blick auf die Geschichte des deutsch-polnischen Verhältnisses: „Das deutsch polnische Verhältnis ist das wichtigste Anliegen in meinem Leben“. Auch wenn es im Zuge des Umgangs mit Russland und dem Krieg in der Ukraine zu Entfremdungen zwischen den beiden Ländern gekommen sei, müssen Polen und Deutschland „nicht nur für sich selbst, sondern auch für Europa zusammenkommen“. Das sei nicht zuletzt bedeutsam für den gemeinsamen Umgang mit dem Krieg in der Ukraine: Wenn wir nicht alles tun, was möglich ist, um die Ukraine in ihrem Kampf zu unterstützen, dann werden wir einen hohen moralischen und politischen Preis zahlen“. Wir müssen „einsehen, dass die Ukraine auch für uns kämpft“.
Niels Annen, parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft e. V., dankte dem Preisträger für seinen unermüdlichen Einsatz um die europäische Verständigung. Der Preis sei deshalb als Ermunterung für uns alle gedacht, sich für die europäische Idee zu engagieren.
Auch Sabine Bergmann-Pohl, Co-Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft e. V, unterstrich die Bedeutung der europäischen Zusammenarbeit in diesen Zeiten. In ihren Schlussworten erinnerte sie zudem an die Ereignisse von 1989 und warnte vor einer unlauteren Vereinnahmung dieser Erinnerung: „Wer sich heute auf die Friedliche Revolution von 1989 beruft, um gegen unsere Demokratie zu argumentieren, der hat entweder keine Ahnung von der jüngeren deutschen Geschichte oder er will die Geschichte bewusst verfälschen und instrumentalisieren.“
Der Preis der Deutschen Gesellschaft e. V. wird seit 2005 verliehen. Preisträgerinnen und Preisträger waren u. a. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Dr. h. c. Friede Springer, Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker. 2021 erhielt Prof. Dr. h. c. mult. Horst Teltschik den Preis.