Workshops (Planspiele) / Podiumsdiskussion 2022
„Laden oder tanken?“ – Die Mobilität der Zukunft als Planspiel
Kaum ein Thema treibt die Deutschen so sehr um wie ihr Auto. Schnell werden sachliche Debatten hitzig und emotional geführt, sobald ein Angriff auf die individuelle Mobilität vermutet wird. Es ist grundsätzlich keine neue Erkenntnis, dass eine zukunftsfähige und nachhaltig orientierte Gesellschaft dem Verbrennungsmotor in naher Zukunft unausweichlich den Rücken zukehren muss. Die Rettung scheint dabei so einfach und doch so fern: Denn sowohl die Elektromobilität als auch die Wasserstofftechnologie nehmen für sich in Anspruch, die individuelle Fortbewegung auf der Straße auch in Zukunft sichern zu können und damit das Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu stärken. Doch wovon wollen wir, dass es uns in Zukunft antreibt?
Wo sich Verkehrs-, Umwelt- und Energiepolitik treffen, kommen auch unterschiedliche Interessen ins Spiel. Diese Erfahrung sollten Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II von Brandenburger Gymnasien und Berufsschulen in dem interaktiven Planspiel „Laden oder tanken? – Die Zukunft der Mobilität als Planspiel“ nachstellen und selbst erleben. In den circa fünfstündigen Workshops schlüpfen sie in die Rolle unterschiedlicher Akteurinnen bzw. Akteure aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft, die teils sehr konträre Interessen vertreten. Sie versetzen sich in einen fiktiven Gesetzgebungsprozess der brandenburgischen Landesregierung zur Förderung alternativer Antriebstechnologien für PKW und sollen sich mit einem Referentenentwurf zur Ausgestaltung der Gesetzesinitiative auseinandersetzen.
Im Anschluss an eine inhaltliche Einführung sowie der selbstständigen Einarbeitung und Strategiekonzeption der Schülerinnen und Schüler werden letztere angehört: Indem die Interessensvertretungen ihre Anliegen artikulieren, werden die Streitpunkte der Beteiligten deutlich, Vor- und Nachteile der Technologien werden erörtert und gegenseitig in Bezug gesetzt.
Das Szenario: Die Brandenburger Landesregierung ist auf der Suche nach der Technologie der Zukunft und will die beste alternative Antriebstechnologie für PKW im Flächenland Brandenburg fördern. „Laden oder Tanken“ – das ist hier die Frage. Die Landesregierung lädt deshalb zu einem fiktiven Anhörungsverfahren. Nach den Anhörungen entscheidet das Kabinett über den Referentenentwurf. Dieser Prozess wird in einem Planspiel simuliert. Die Schülerinnen und Schüler nehmen dabei Rollen ein. Die Interessenvertretungen sprechen einzeln mit den Ministerien und der Staatskanzlei und versuchen, diese zu beeinflussen. Danach entscheidet die Landesregierung in einer öffentlichen Sitzung über das neue Gesetz. Die Interessenvertretungen kommentieren im Anschluss die Entscheidung der Regierung.
Folgende Akteure (Rollen) sind beim Planspiel vertreten:
Politik und Verwaltung
- Staatskanzlei des Landes Brandenburg
- Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (federführend)
- Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz
- Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung
- Städte- und Gemeindebund Brandenburg
Wirtschaft
- Bundesverband CarSharing e. V.
- Bundesverband eMobilität e. V. (BEM)
- Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband (DWV)
- Verband der Automobilindustrie (VDA)
Forschung
- Fraunhofer-Gesellschaft
Zivilgesellschaft
- autofrei leben! e. V.
- Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Dabei werden folgende Streitpunkte diskutiert:
- Optionen: Brennstoffzelle (Wasserstoff) vs. Lithium-Ionen-Batterie (Batterie-Elektrik) bzw. beides
- Ausbau der Lade- und Tankinfrastruktur
- Verteilung von Forschungsgeldern
- Steuerliche Vorteile und finanzielle Anreize
Am Ende des Planspiels steht ein Kabinettsbeschluss mit Entscheidung zur Frage, auf welche Technologie(n) gesetzt werden soll. Theoretisch kann die fiktive Landesregierung danach eine Bundesratsinitiative starten, um das Ergebnis auch auf die bundespolitische Agenda zu setzen. 20 Veranstaltungen sind geplant.
Durch die Simulation des Gesetzgebungsprozesses erleben die Schülerinnen und Schüler, wie politische Entscheidungsprozesse in der Realität zustande kommen und ablaufen, sie erwerben zudem ein Verständnis für die Komplexität und die vielfältigen Interessen, die solchen Entscheidungen zugrunde liegen. Darüber hinaus setzten sie sich intensiv mit Energie- und Nachhaltigkeitspolitik auseinander und schulen ihre Moderationskenntnisse, Kompromissfähigkeit und Verhandlungsführung auf spielerische Art und Weise.
Durch die konkreten Bezüge des Planspiels zum Land Brandenburg setzen sich die Teilnehmenden nicht nur mit Energiepolitik allgemein auseinander, sondern können diese mit ihrer erfahrenen Lebensrealität verbinden. Auf diese Weise wird bei den Teilnehmenden ein Problembewusstsein geschaffen und sie werden zur politischen Meinungsbildung animiert.
Sowohl teilnehmende Schülerinnen und Schüler als auch beteiligte Pädagoginnen und Pädagogen werden über die Erfordernisse des Klimawandels sensibilisiert, informiert und dazu angeregt, durch eigenes Engagement konkrete Initiativen anzustoßen. Im Anschluss an die Workshops fungierten die Beteiligen als Multiplikatorinnen bzw. Multiplikatoren und trugen so zur Verbreitung des erlernten Wissens in der Zielgruppe bei.
Den Abschluss des Projekts bildet eine Veranstaltung, im Rahmen derer „Delegierte“ aller Planspiele mit Expertinnen und Experten aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutieren. Die Idee der Abschlussveranstaltung ist es, dass die Schülerinnen und Schüler mit Vertreterinnen und Vertretern derjenigen Akteure diskutieren, die sie zuvor gespielt haben.
Termine:
Mit dem Angebot richten wir uns an Schülerinnen und Schüler ab der 10. Jahrgangsstufe aus Oberschulen und beruflichen Schulen, Gesamtschulen und Gymnasien in Brandenburg.
Laufzeit des Projekts: 01.04.2022 - 31.12.2022 / 20 Workshops und 1 Abschlussveranstaltung in Brandenburg
Ansprechpartner:
Dr. Lukas Zidella
Wissenschaftlicher Mitarbeiter EU & Europa
Tel.: 030 88412 251
» E-Mail schreiben
Förderer: