Workshops (Planspiele) / Podiumsdiskussion 2023
„Laden oder tanken?“ – Die Mobilität der Zukunft als Planspiel
Kaum ein Thema treibt die Deutschen so sehr um wie ihr Auto. Schnell werden sachliche Debatten hitzig und emotional geführt, sobald ein Angriff auf die individuelle Mobilität vermutet wird. Es ist grundsätzlich keine neue Erkenntnis, dass eine zukunftsfähige und nachhaltig orientierte Gesellschaft dem Verbrennungsmotor in naher Zukunft unausweichlich den Rücken zukehren muss. Die Rettung scheint dabei so einfach und doch so fern: Denn sowohl die Elektromobilität als auch die Wasserstofftechnologie nehmen für sich in Anspruch, die individuelle Fortbewegung auf der Straße auch in Zukunft sichern zu können und damit das Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu stärken. Doch wovon wollen wir, dass es uns in Zukunft antreibt?
Wo sich Verkehrs-, Umwelt- und Energiepolitik treffen, kommen auch unterschiedliche Interessen ins Spiel. Diese Erfahrung sollten Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II von Brandenburger Gymnasien und Berufsschulen in dem interaktiven Planspiel „Laden oder tanken? – Die Zukunft der Mobilität als Planspiel“ nachstellen und selbst erleben. In den circa fünfstündigen Workshops schlüpften sie in die Rolle unterschiedlicher Akteurinnen bzw. Akteure aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft, die teils sehr konträre Interessen vertreten. Sie versetzten sich in einen fiktiven Gesetzgebungsprozess der brandenburgischen Landesregierung zur Förderung alternativer Antriebstechnologien für PKW & LKW und sollten sich mit einem Referentenentwurf zur Ausgestaltung der Gesetzesinitiative auseinandersetzen.
Im Anschluss an eine inhaltliche Einführung sowie der selbstständigen Einarbeitung und Strategiekonzeption der Schülerinnen und Schüler wurden letztere angehört: Indem die Interessensvertretungen ihre Anliegen artikulierten, wurden die Streitpunkte der Beteiligten deutlich, Vor- und Nachteile der Technologien wurden erörtert und gegenseitig in Bezug gesetzt.
Das Szenario: Die Brandenburger Landesregierung ist auf der Suche nach der Technologie der Zukunft und will die beste alternative Antriebstechnologie für PKW & LKW im Flächenland Brandenburg fördern. „Laden oder Tanken“ – das ist hier die Frage. Die Landesregierung lädt deshalb zu einem fiktiven Anhörungsverfahren. Nach den Anhörungen entscheidet das Kabinett über den Referentenentwurf. Dieser Prozess wurde in einem Planspiel simuliert. Die Schülerinnen und Schüler nahmen dabei Rollen ein. Die Interessenvertretungen sprachen einzeln mit den Ministerien und der Staatskanzlei und versuchten, diese zu beeinflussen. Danach entschied die Landesregierung in einer öffentlichen Sitzung über das neue Gesetz. Die Interessenvertretungen kommentierten im Anschluss die Entscheidung der Regierung.
Folgende Akteure (Rollen) waren beim Planspiel vertreten:
Politik und Verwaltung
- Staatskanzlei des Landes Brandenburg
- Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (federführend)
- Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz
- Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung
- Städte- und Gemeindebund Brandenburg
Wirtschaft
- Bundesverband CarSharing e. V.
- Bundesverband eMobilität e. V. (BEM)
- Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e. V.
- Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband (DWV)
- Verband der Automobilindustrie (VDA)
Forschung
- Fraunhofer-Gesellschaft
Zivilgesellschaft
- Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Dabei wurden folgende Streitpunkte diskutiert:
- Optionen: Brennstoffzelle (Wasserstoff) vs. Lithium-Ionen-Batterie (Batterie-Elektrik) bzw. beides
- Ausbau der Lade- und Tankinfrastruktur
- Verteilung von Forschungsgeldern
- Steuerliche Vorteile und finanzielle Anreize
Am Ende des Planspiels stand ein Kabinettsbeschluss mit Entscheidung zur Frage, auf welche Technologie(n) gesetzt werden soll. Theoretisch konnte die fiktive Landesregierung danach eine Bundesratsinitiative starten, um das Ergebnis auch auf die bundespolitische Agenda zu setzen. 20 Veranstaltungen wurden realisiert.
Durch die Simulation des Gesetzgebungsprozesses erlebten die Schülerinnen und Schüler, wie politische Entscheidungsprozesse in der Realität zustande kommen und ablaufen, sie erworben zudem ein Verständnis für die Komplexität und die vielfältigen Interessen, die solchen Entscheidungen zugrunde liegen. Darüber hinaus setzten sie sich intensiv mit Energie- und Nachhaltigkeitspolitik auseinander und schulten ihre Moderationskenntnisse, Kompromissfähigkeit und Verhandlungsführung auf spielerische Art und Weise.
Durch die konkreten Bezüge des Planspiels zum Land Brandenburg setzten sich die Teilnehmenden nicht nur mit Energiepolitik allgemein auseinander, sondern konnten diese mit ihrer erfahrenen Lebensrealität verbinden. Auf diese Weise wurde bei den Teilnehmenden ein Problembewusstsein geschaffen und sie wurden zur politischen Meinungsbildung animiert.
Sowohl teilnehmende Schülerinnen und Schüler als auch beteiligte Pädagoginnen und Pädagogen wurden über die Erfordernisse des Klimawandels sensibilisiert, informiert und dazu angeregt, durch eigenes Engagement konkrete Initiativen anzustoßen. Im Anschluss an die Workshops fungierten die Beteiligen als Multiplikatorinnen bzw. Multiplikatoren und trugen so zur Verbreitung des erlernten Wissens in der Zielgruppe bei.
Den Abschluss des Projekts bildete eine Veranstaltung, im Rahmen derer „Delegierte“ aller Planspiele mit Expertinnen und Experten aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutierten. Die Idee der Abschlussveranstaltung war es, dass die Schülerinnen und Schüler mit Vertreterinnen und Vertretern derjenigen Akteure diskutieren, die sie zuvor gespielt haben.
Termine:
Alle Termine wurden vergeben. Die Abschlussveranstaltung fand am 12.02.2024 von 10.30-13.30 Uhr in der Staatskanzlei des Landes Brandenburg Potsdam statt.
Ansprechpartner:
Dr. Lukas Zidella
Referent EU & Europa
Tel.: 030 88412 251
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